Im Mai 2022 besuchten wir zum zweiten Mal nach 2018 im Burgenland - Österreich das Gebiet um den Neusiedler See mit dem Wohnmobil. Ich kenne das Gebiet seit vielen Jahrzehnten und musste leider eine - erneut - galoppierende Naturzerstörung feststellen.
Als Folge des Klimawandels wird von Seiten der sich stark ausbreitenden Landwirtschaft - vor allem Kartoffeln und Gemüse - massiv Tiefenwasser zur Bewässerung hochgepumpt. Die Folgen aus Allem - bis auf Darscho und Zicksee (künstlich bewässert) sowie einiger fischereilich genutzter Kleinseen ist gerade noch der Apetloner Badesee mit Wasser gefüllt. Hunderte einstiger Lacken liegen trocken. Die Schifffahrt auf dem Neusiedler See ist massiv beeinträchtigt, Fähren können nur noch einen Teil Passagiere aufnehmen, Segelboote gar nicht mehr auslaufen. 2024/2025 sind viele der ausgetrockneten Seen und Lakken wieder teilweise mit Wasser gefüllt - der einstige Vogelreichtum ist aber deutlich geschrumpft. Auch wurden mitlerweile viele der Feldwege für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Für Tierfotografen wichtig - mitlerweile wird auch von offiziellen Stellen nicht mehr verheimlicht dass man Fotografen aus verschiedenen Gebieten komplett ausschließen will.
Stellplatztipp: Da wir auch in Podersdorf beginnen wollten, ergaben Internetrecherchen mehrere Möglichkeiten und wir haben uns dann für den Stellplatz der Familie Schaller, Frauenkirchner Str. 20, 7141 Podersdorf am See, Österreich, entschieden und haben es nicht bereut. Mit grünem Untergrund, Strom und Grauwasser/Toilettenentsorgung (kein WC) liegt der Platz für ca. 8 Fahrzeuge unmittelbar hinter dem Weingut zwischen den Weinstöcken. Natürlich haben wir auch Wein gekauft und verlängerten so daheim unseren Urlaub.
Im Verbund mit der Familie Schaller gibt es noch zwei weitere Stellplätze in Podersdorf (alle drei max. 3 Übernachtungen) sowie am Seeufer einen gewaltigen Campingplatz der Gemeinde, übrigens mit Außenduschen und Toiletten zugänglich für jedermann.
Fotografisches Ziel war der Blutspecht (Dendrocopos syriacus) und auf den Ruderalflächen um die "Grundlacke" Hasen und Rehe. Zwei Blutspechthöhlen habe ich auch gefunden. Zu fotografieren waren beide leider nicht. Um Reh, Hase und Fasan zu bekommen, sind die Flächen rechtsseitig nach dem kleinen Wäldchen ideal. Pirol (Oriolus oriolus), Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Stieglitz (Carduelis carduelis), Dorngrasmücke (Sylvia communis), Turteltaube (Streptopelia turtur), Neuntöter (Lanius collurio) waren Vogelarten um die Fischweiher. Leider waren die anschließenden Lacken auch alle völlig trocken. Rechtsseitig entlang des Güterweges vor dem Wäldchen sind einige Kiesabbaugebiete und Holzlagerplätze. Diese genauer anzusehen lohnt sich auf jeden Fall. Grauammer (Emberiza calandra), Neuntöter (Lanius collurio), Bluthänfling, Feldsperling - nur einige der Arten.
Nicht weit von Ilmitz, den Güterweg Richtung Osten nehmend, kommt man an dem Apetloner Badesee. Dies ist ein eingezäunter Kiessee mit Restauration, Liegewiese und Freizeitangebot. Um die Parkplätz war schon immer ein guter Platz um Rebhühner zu fotografieren, im Gelände wars der Platz für Waldohreule (Asio otus), Turmfalke (Falco tinnunculus) und Pirol (Oriolus oriolus).
Laut Internet gibt es im Ort Illmitz auch einen Stellplatz. Wir fuhren dort vorbei und landeten an einer sehr hohen Mauer - allerdings mit einer Telefonnummer unter der sich aber niemand meldete. Ein schöner Stellplatz (zur Not und nur bis Ende April) ist der Seehafen von Illmitz. Rundherum Natur, ideal für Fotografen. Z. B. Beutelmeise (Remiz pendulinus), drei verschiedene Rohrsänger, Schwirle, Schwalben, Pirol (Oriolus oriolus) und Gänse. Schon entlang der Straße zum Hafen erstreckt sich eines der Zentralgebiete. Verschiedene Orchideen entlang des Radrundweges, Zwergiris (Iris pumila), Phönizische Königskerze (Verbascum phoeniceum), weiße Esel, Przewalskipferd und Graurind, Pirol (Oriolus oriolus), Rotfußfalke (Falco vespertinus), Rohrweihe (Circus aeruginosus) und bei Wasser jede Menge Limikolen.
Tatsächlich ist es immer angebracht sich vorher oder vor Ort zu informieren. Immer wieder tauchen Seltenheiten auf, Rotfussfalke (Falco vespertinus), Zwergohreule (Otus scops) oder Sumpfohreule (Asio flammeus) sind sind mit Infos deutlich leichter aufzuspüren.
Stellplatztipp:
Ein idealer Ausgangspunkt und top Stellplatz mit dem Womo ist der Campingplatz am Zicksee. Großzügig bemessen und mit weiträumigen, sehr sauberen Sanitäranlagen. Bereits beim Einfahren sieht man linker Hand die berühmte Zieselwiese. Wenn die Gänseblümchen blühen ist die Motivsuche nicht mehr schwer. Leider wurde in 21 ein Großteil der Tiere durch einen Prädator und wohl durch ein Virus ausgelöscht. Langsam beginnt sich der Bestand wieder zu erholen, aber mir kam es so vor, als wenn die putzigen Tierchen scheuer waren als früher. Wenn´s am Platz nicht funktioniert, draußen am See, entlang der Promenade, klappts bestimmt. Im Campingplatz und davor, in den Anlagen, konnte ich neben Ziesel (Spermophilus citellus) auch Schwarzspecht (Dryocopus martius), Blutspecht (Dendrocopos syriacus), Star (Sturnus vulgaris), Ringeltaube (Columba palumbus) und Bläßgans (Anser albifrons) fotografieren. Entlang der Ufer, mit Gillyanzug am Boden liegend, fotografierte ich Rotschenkel (Tringa totanus), Dunkler Wasserläufer (Tringa erythropus), Bruchwasserläufer (Tringa glareola), Alpenstrandläufer (Calidris alpina), Kampfläufer (Calidris pugnax), Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta), Stelzenläufer (Himantopus himantopus), Flußregenpfeiffer (Charadrius dubius) und Brandgans (Tadorna tadorna).
Eine der berühmtesten Fotolocation im Burgenland ist die Hansag zwischen Tadten und Einser-Kanal, unmittelbar an der Ungarischen Grenze. Von St. Andrä kommend, folgt man der Hauptstraße, fährt in Tadten an der Kirche geradeaus, biegt einmal links ab und nach einem Rechtsknick befindet man sich auf dem Tadter Dammweg, der bis zum Einser Kanal führt, dort links entlang des Kanals abbiegt und an der Brücke zu Ungarn wieder hart links zurück nach Andau geht. Auffallend ist auch hier die starke landwirtschaftliche Belastung. Seit einigen Jahren wird im Hansag-Gebiet die Rindersorte Black-Angus gezüchtet. Weite Felder sind von Rinderherden bevölkert.
Kurz nach Straßenbeginn lohnt sich bereits ein genauer Blick in die Vegetation linksseitig entlang des Grabens. Der Platz zum Graben ist breit genug um auch mal mit dem Auto stehen zu bleiben, denn Schwarz- und Braunkehlchen brüten im Hangbereich, der Neuntöter zieht hier seine Jungen auf und lässt sich häufig auf den kleinen Büschen nieder, ebenso wie Schafstelzen diese oft als Singwarte benutzen. In den immer wieder vorhandenen Schilfbereichen können hervorragend Schilf- und Drosselrohrsänger fotografiert werden. Wie überall - aber hier besonders oft - kann in den Bäumen rechtsseitig der Straße durchaus mal eine Nachtigal, ein Stieglitz oder ein anderer Singvögel seine natürliche Scheu vergessen und das KFZ ganz nah an sich ranlassen. Also Augen auf. Dies geht so bis nahe des Trappen-Aussichtsturms. Hier brauchts durchaus Glück, aber vom Turm sind schon Kaiseradler, Sakkerfalke, Turmfalke, Rotfußfalke, Singvögel und Sumpfohreule fotografiert worden. Letztere war in 2022 häufig zu beobachten und wurde noch häufiger fotografiert. Leider sah ich sie beim ersten Mal nur in großer Entfernung, beim zweiten Mal wurde sie von mehreren extrem jagenden Rotfußfalken stark irritiert. Weiter lässt sich von hier die seltene Großtrappe beobachten, weiter sah ich Rote Milane, Wiesenweihe, Turmfalke und viele weitere Arten. Überall entlang der Straße gibt es gute Stellen für Reh, Hase und Fasan, und wenn man die Augen offen hält gibt es manchmal auch eine dicke Überraschung. Wer an der Kanalbrücke nach Ungarn parkt und dem Weg weiter folgt, kann lt. mehreren Ornithologen hier den Schlagschwirl beobachten, weiterhin findet man entlang des Weges größere Osterluzei-Bestände mit dem entsprechenden Schmetterling.